Kurz gesagt: Bluthochdruck gehört zu den häufigsten und gefährlichsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Etwa 20-30 Millionen Menschen in Deutschland haben einen zu hohen Blutdruck. Unbehandelt kann er ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen und sogar lebensbedrohlich werden. Die langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf das Herz-Kreislauf-System sind noch nicht vollständig erforscht, aber erste Studien deuten auf potenzielle Vorteile hin. Wer überlegt, Cannabis als Therapieoption in Betracht zu ziehen, kann unkompliziert eine Cannabis-Therapie bei uns anfragen.
Cannabis: Bluthochdruck senken als möglicher Effekt?
Laut der American Heart Association (AHA) ist bisher nicht klar, welchen Einfluss Cannabis auf das Herz beziehungsweise auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems hat. Der Grund dafür: Es gibt noch zu wenig aussagekräftige und sich widersprechende Studien. Viele Untersuchungen sind kurz, verwenden unterschiedliche Cannabisprodukte oder betrachten nur statistische Zusammenhänge. Außerdem könnten andere Faktoren, wie Tabakkonsum, die Ergebnisse beeinflussen.
Patient:innen sollten darauf achten, welche Art von medizinischem Cannabis sie verwenden, da Cannabis hauptsächlich aus zwei Cannabinoiden besteht: Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).
THC ist unter anderem für seine psychoaktiven Effekte bekannt und kann zu einem „High“ führen. CBD hingegen hat keine berauschende Wirkung. In Bezug auf Blutdruck und Herzfrequenz wirken beide Substanzen unterschiedlich, weshalb es wichtig ist, die richtige Wahl zu treffen.
THC bei Bluthochdruck
Eine klinische Studie aus 2021 fand heraus, dass die Behandlung mit Cannabis den Blutdruck bei älteren Erwachsenen senken kann. In der Studie erhielten 38 Teilnehmer:innen im Alter von etwa 70 Jahren über einen Zeitraum von drei Monaten täglich Cannabisöl. Die tägliche THC-Dosis lag bei etwa 21,1 mg (mit einer Spanne von 12,75 bis 41,45 mg). Für CBD lag die Tagesdosis im Durchschnitt bei 21,3 mg (mit Werten zwischen 7,75 und 43,83 mg).
Den Teilnehmer:innen wurde Cannabis in erster Linie zur Linderung chronischer Schmerzen verordnet. Es zeigte sich jedoch auch, dass ihr Blutdruck signifikant sank. Der Anteil der Teilnehmer:innen, deren Blutdruck nachts wie gewünscht absank, stieg von 27 % auf 45 %.
Da die meisten Teilnehmer:innen bereits gegen Bluthochdruck behandelt wurden, kann die Studie keine klaren Aussagen über die Wirkung von Cannabis bei stark erhöhtem Blutdruck treffen. Es wird außerdem vermutet, dass bei dieser Studie auch die schmerzlindernde Wirkung von Cannabis eine Rolle spielt, da Schmerzen den Blutdruck erhöhen können. Um sicher zu gehen, sind hier jedoch größer angelegte Studien nötig.
CBD bei Bluthochdruck
Im Gegensatz zu THC sind die Auswirkungen von Cannabidiol auf den Blutdruck etwas besser untersucht. Es gibt wissenschaftliche Belege dafür, dass es bei Bluthochdruck helfen kann, und sogar Studien darüber, inwieweit sich CBD bei Bluthochdruck anwenden lässt. Eine präklinische Studie aus 2017 zeigt zum Beispiel, dass das Cannabinoid die Blutgefäße entspannen kann, was zu einer Senkung des Blutdrucks führt. In dieser Studie senkte CBD den Blutdruck bei Mäusen mit Bluthochdruck, was darauf hindeutet, dass es auch bei der Behandlung von Menschen hilfreich sein könnte. Allerdings sind noch klinische Studien erforderlich, um diese Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen und die Wirksamkeit genauer zu untersuchen.
Auch eine Studie aus dem Jahr 2020 fand heraus, dass CBD den Ruheblutdruck senken kann. Nach einer siebentägigen Einnahme verbesserte sich auch die Arteriensteifigkeit, was sich positiv auf den Blutdruck auswirkt. Flexible Arterien sind entscheidend für eine gesunde Blutzirkulation. Wenn die Arterien steif werden, müssen Herz und Blutgefäße härter arbeiten, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Dies erhöht den Blutdruck und belastet das Herz-Kreislauf-System, was langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann.
Medizinisches Cannabis könnte bei Fettleibigkeit helfen
Fettleibigkeit ist ein wesentlicher Risikofaktor für Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da das zusätzliche Gewicht Herz und Blutgefäße belastet, was den Blutdruck erhöht. Gewichtsverlust kann dann dazu beitragen, den Blutdruck zu senken. Und hier kommt überraschenderweise Cannabis ins Spiel. Denn obwohl es für seine appetitanregende Wirkung bekannt ist, hat eine Studie gezeigt, dass regelmäßige Cannabiskonsument:innen oft einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) haben als Nicht-Konsument:innen. Dies könnte auf verschiedene Faktoren wie den Einfluss auf den Stoffwechsel oder den Glukosestoffwechsel zurückzuführen sein.
So spielt das Endocannabinoid-System, das durch Cannabis beeinflusst wird, eine Rolle bei der Regulierung des Energiehaushalts und des Appetits. Ein überaktives Endocannabinoid-System könnte zur Gewichtszunahme beitragen. Forscher untersuchen daher, wie Cannabinoide helfen könnten, dieses System zu regulieren und so Fettleibigkeit zu behandeln.
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Kann Cannabis den Blutdruck auch erhöhen?
Während die langfristige Einnahme von Cannabis den Blutdruck möglicherweise senken kann, ist es möglich, dass der Konsum von Cannabis auch zu einem kurzfristigen Anstieg des Blutdrucks führt. Dies geschieht in den ersten Minuten nach der Einnahme und kann von einer Erhöhung der Herzfrequenz begleitet werden. Auch das Cannabis-Präparat Sativex® Spray listet Bluthochdruck, erhöhten Herzschlag und Herzklopfen als mögliche Nebenwirkungen auf. Menschen mit Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten daher vorsichtig mit THC umgehen und vor der Anwendung auf jeden Fall Rücksprache mit einem:einer Ärzt:in halten.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Wirkung von Cannabis auf den Blutdruck von Person zu Person stark variieren kann. Faktoren wie individuelle Toleranz gegenüber Cannabis, genetische Veranlagung und der allgemeine Gesundheitszustand – insbesondere bestehende Bluthochdruck- oder Herzerkrankungen – spielen eine entscheidende Rolle bei der Reaktion des Körpers.
Zusammenspiel von Cannabis und Herzmedikamenten
Eine Studie, die 2020 im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht wurde, zeigt, dass Cannabis mit Herzmedikamenten wie Statinen und Blutverdünnern interagieren kann, was zu Gesundheitsrisiken führen könnte.
Da sowohl die Medikamente als auch Cannabis über dieselben Leberenzyme abgebaut werden, kann der gleichzeitige Konsum die Wirkung der Medikamente beeinflussen. So kann Cannabis beispielsweise die Konzentration des Blutverdünners Warfarin im Körper erhöhen, was das Risiko für Blutungen steigert. Eine andere Untersuchung aus 2018 zeigte zudem, dass Warfarin-Anwender, die Marihuana konsumieren, ihre Dosis um bis zu 30 Prozent reduzieren mussten. Bei Statinen könnte Cannabis die Wirkung verstärken und zu gefährlichen Blutdruckabfällen führen.
Wer Herzmedikamente einnimmt und Cannabis verwenden möchte, sollte dies unbedingt mit seiner:seinem Ärzt:in besprechen, um die Dosierung der Medikamente anzupassen und Risiken zu vermeiden.
FAQ
Was senkt spontan den Blutdruck?
Es gibt einige einfache Möglichkeiten, den Blutdruck spontan zu senken. Tiefes Atmen kann helfen, Stress abzubauen und den Blutdruck kurzfristig zu senken. Auch das Trinken von Wasser kann helfen, da Dehydrierung den Blutdruck erhöht. Sich zu entspannen und vielleicht kurz hinzulegen, wirkt oft ebenfalls beruhigend auf den Blutdruck. Zudem kann das Hochlegen der Beine den Blutfluss verbessern und den Blutdruck reduzieren.
Ist CBD gut fürs Herz?
Es gibt Hinweise darauf, dass CBD positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System haben könnte. Studien zeigen, dass CBD entzündungshemmend und antioxidativ wirkt, was helfen kann, die Gesundheit der Blutgefäße zu unterstützen und Bluthochdruck zu senken. Es kann auch dazu beitragen, Stress und Angstzustände zu reduzieren, die das Herz belasten können. Dennoch sind die langfristigen Auswirkungen von CBD auf das Herz noch nicht vollständig erforscht, und weitere Studien sind nötig, um klare Empfehlungen abzugeben.
Kann Cannabis den Puls senken?
Cannabis kann den Puls sowohl erhöhen als auch senken, abhängig von der Dosierung und der Reaktion des Körpers. THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, führt oft zu einer kurzfristigen Erhöhung der Herzfrequenz nach dem Konsum, was besonders bei Inhalation (z. B. Rauchen oder Verdampfen) zu beobachten ist. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass CBD, ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, die Herzfrequenz bei bestimmten Personen senken und beruhigend wirken kann.