Kurz gesagt: Ärzt:innen können dir seit Sommer 2024 medizinisches Cannabis verschreiben, ohne dass die Krankenkasse vorher zustimmen muss. Dennoch bleibt für viele Patient:innen die Frage der Kostenübernahme offen. Grundsätzlich übernehmen Krankenkassen die Kosten einer Therapie mit medizinischem Cannabis, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Es muss eine schwere Erkrankung vorliegen, andere Therapien dürfen entweder nicht verfügbar oder mit starken Nebenwirkungen verbunden sein und es muss eine realistische Aussicht auf eine spürbare Verbesserung des Krankheitsverlaufs oder der Symptome gegeben sein. Die Krankenkasse kann die Kostenübernahme jedoch ablehnen, wenn nicht alle Voraussetzungen erfüllt sind – Schätzungen zufolge passiert das in etwa einem Drittel der Fälle. In solchen Fällen kann ein Privatrezept eine Alternative darstellen, die wir zum Beispiel bei CanDoc anbieten.
Für diese Krankheiten kannst du Cannabis auf Rezept bekommen
Patient:innen mit einer schwerwiegenden Erkrankung haben seit März 2017 unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Cannabis. Hausärzt:innen oder Fachärzt:innen dürfen getrocknete Cannabisblüten und -extrakte sowie Medikamente mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabilon verordnen. Medizinisches Cannabis kann bei verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen verschrieben werden, falls herkömmliche Therapien nicht ausreichend helfen.
Zu den häufigsten Krankheitsbildern, bei denen Cannabis als Behandlungsoption genutzt wird, gehören chronische Schmerzen, wie sie etwa bei Arthrose oder Rheuma auftreten. Auch Patient:innen mit Multipler Sklerose, die unter Spastiken leiden, profitieren häufig von einer Cannabistherapie. Migräne ist ein weiteres Anwendungsgebiet, bei dem positive Effekte beobachtet werden. Auch Schlafstörungen und Depressionen können durch den gezielten Einsatz von Cannabis gelindert werden. Zudem wird es bei ADHS genutzt, um Symptome zu mildern. Darüber hinaus kommt Cannabis bei Tumorerkrankungen zum Einsatz, insbesondere um die Nebenwirkungen von Chemotherapien wie Übelkeit und Erbrechen zu reduzieren. Weitere Einsatzgebiete umfassen schwere Krankheiten wie fortgeschrittenen Krebs sowie die Palliativmedizin, um die Lebensqualität schwerkranker Patient:innen zu verbessern.
Seit April 2024 wird medizinisches Cannabis in Deutschland auf einem normalen Rezept bzw. als elektronisches Rezept verschrieben. Vorher musste es auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) verordnet werden, da Cannabis als Betäubungsmittel galt. Mit den neuen Regelungen wird es Ärzt:innen erleichtert, medizinisches Cannabis zu verschreiben, indem das Verfahren standardisiert und vereinfacht wurde.
Krankenkasse muss Erstverordnung genehmigen – wahr oder falsch?
Das ist nicht mehr der Fall. Seit Juli 2024 müssen einige Ärzt:innen, wie Hausärzt:innen, Anästhesist:innen und bestimmte Fachärzt:innen (z.B. Neurolog:innen oder Psychiater:innen), keine Genehmigung der Krankenkasse mehr einholen, bevor sie jemandem zum ersten Mal medizinisches Cannabis verschreiben. Der Genehmigungsvorbehalt für die Erstverordnung von medizinischem Cannabis ist für bestimmte Arztgruppen also entfallen. Diese Änderung soll den Zugang zur Cannabistherapie für Patient:innen schneller und einfacher machen. Früher mussten Ärzt:innen für die erste Verschreibung immer erst eine Genehmigung beantragen, was oft zu Verzögerungen führte. Jetzt können sie direkt das Rezept ausstellen, ohne auf die Zustimmung der Krankenkasse warten zu müssen. Das erleichtert den Behandlungsprozess und spart Zeit, besonders für Patient:innen, die dringend ihre Therapie benötigen.
Medizinisches Cannabis und der Antrag auf Kostenübernahme bei deiner Krankenkasse
Wenn du möchtest, dass deine Krankenkasse die Kosten für dein medizinisches Cannabis übernimmt, musst du einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du vorgehst:
1) Ärztliches Attest und Begründung einholen
Behandelnde Ärzt:innen müssen zunächst bestätigen, dass bei dir eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt. Außerdem müssen sie nachweisen, dass andere Behandlungsmethoden entweder nicht wirksam waren oder nicht angewendet werden können. Dein:e Ärzt:in erstellt daraufhin ein Gutachten, in dem erklärt wird, warum eine Cannabistherapie notwendig ist und welche Verbesserungen zu erwarten sind.
2) Antrag bei der Krankenkasse einreichen
Mit der Begründung deines:deiner Ärzt:in reichst du den Antrag bei deiner Krankenkasse ein. Dies kann entweder digital oder per Post erfolgen, je nach Vorgaben der jeweiligen Krankenkasse. Du solltest sicherstellen, dass der Antrag alle nötigen medizinischen Unterlagen enthält, wie etwa Behandlungsberichte oder frühere Therapieergebnisse. Am besten, du fragst bei deiner Krankenkasse nach, welche Unterlagen sie wie benötigen.
Tipp: Sorge dafür, dass alle Unterlagen vollständig sind, um Verzögerungen zu vermeiden. Eine klare Beschreibung deines Krankheitsverlaufs und der bisherigen Therapien kann die Bearbeitung beschleunigen.
3) Prüfung durch den Medizinischen Dienst
In den meisten Fällen wird die Krankenkasse den Antrag durch den Medizinischen Dienst prüfen lassen. Dieser entscheidet, ob die Voraussetzungen für die Kostenübernahme erfüllt sind. Die Krankenkasse hat zwei Wochen Zeit, den Antrag zu bearbeiten. Wird der Medizinische Dienst hinzugezogen, verlängert sich die Frist auf vier Wochen.
4) Warte auf die Genehmigung
Wenn der Antrag genehmigt wird, kann dir dein:e Ärzt:in das Rezept ausstellen, du kannst es in der Apotheke einlösen und deine Krankenkasse trägt die Kosten dafür. Wie bei allen Medikamenten, musst du jedoch die „Rezeptgebühr“ leisten. Diese beträgt zehn Prozent des Preises für das Medikament, jedoch mindestens 5 Euro und höchstens 10 Euro.
Wann übernimmt eine Krankenkasse die Kosten für medizinisches Cannabis?
Welche Krankenkasse die Kosten für Cannabisblüten übernimmt und welche nicht, lässt sich nicht pauschal sagen. Krankenkassen übernehmen im Regelfall die Kosten für medizinisches Cannabis, wenn folgende drei Voraussetzungen erfüllt sind:
- Es liegt eine schwerwiegende Erkrankung vor.
- Eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung ist entweder nicht verfügbar oder aufgrund starker Nebenwirkungen nicht anwendbar.
- Es besteht eine realistische Aussicht auf eine spürbare Verbesserung des Krankheitsverlaufs oder der Symptome.
Für gesetzlich Versicherte können Ärzt:innen in der Regel Cannabisblüten, standardisierte Extrakte oder Fertigarzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon verschreiben. Krankenkassen bevorzugen in der Regel Fertigarzneimittel mit Dronabinol oder Nabilon. Eine Verordnung von getrockneten Cannabisblüten erfordert eine gesonderte Begründung.
Alle verordneten Arzneimittel müssen einen THC-Gehalt von mindestens 0,2 Prozent aufweisen. Reine CBD-Produkte sind daher von der Erstattung ausgeschlossen.
Und was, wenn die Krankenkasse die Kostenübernahme ablehnt?
Falls dein Antrag abgelehnt wurde, bist du nicht alleine. Schätzungen zufolge werden etwa ein Drittel der Anträge auf Kostenübernahme für medizinisches Cannabis von den Krankenkassen abgelehnt. Häufige Gründe für die Ablehnungen sind eine unzureichende Begründung durch die behandelnden Ärzt:innen, fehlende wissenschaftliche Nachweise oder die Einschätzung, dass noch nicht alle verfügbaren Standardtherapien ausgeschöpft wurden. Besonders oft werden Cannabisblüten abgelehnt, da die Krankenkassen lieber auf Fertigarzneimittel wie Dronabinol oder Nabilon zurückgreifen, die als kostengünstiger und standardisierter gelten.
Patient:innen können bei einer Ablehnung innerhalb von vier Wochen Widerspruch einlegen. Dabei ist es hilfreich, den Antrag gemeinsam mit einem:einer spezialisierten Ärzt:in sehr detailliert zu begründen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Sollte der Widerspruch abgelehnt werden, besteht die Möglichkeit, Klage beim Sozialgericht einzureichen, was jedoch ein langwieriger Prozess sein kann. Alternativ kannst du dir medizinisches Cannabis auch auf einem Privatrezept verschreiben lassen.
Cannabis auf Rezept bei CanDoc
Falls du den Aufwand rund um den Antrag auf Kostenübernahme bei deiner Krankenkasse umgehen möchtest, kannst du dir – sofern du für eine Cannabis-Therapie in Frage kommst – auch medizinisches Cannabis auf ein Privatrezept verschreiben lassen. Das CanDoc-Team unterstützt dich dabei. So läuft es bei uns ab:
1) Fragebogen ausfüllen
Starte mit einem kurzen Fragebogen, in dem du die wichtigsten Infos zu deiner Gesundheit und deinen Symptomen eingibst.
2) Wunschprodukt auswählen
Danach wählst du das Cannabis-Produkt aus, das am besten zu dir passt.
3) Bezahlen
Sobald du dein Wunschprodukt ausgewählt hast, kannst du bequem Rezeptgebühr und Produkt bezahlen.
4) Ärztliche Prüfung
Ein Arzt oder eine Ärztin prüft deine Angaben, gleicht dein Wunschprodukt mit seiner oder ihrer Empfehlung ab und stellt das Rezept aus.
5) Rezept und Versand
Dein Rezept wird direkt an die Apotheke gesendet, die es bearbeitet und dein Produkt per Post an dich verschickt.
FAQ
Wie viel medizinisches Cannabis kann ich pro Monat verschrieben bekommen?
Die Menge an medizinischem Cannabis, die pro Monat verschrieben werden kann, variiert je nach individuellen Bedürfnissen des:der Patient:in und der Art der Erkrankung. Im Allgemeinen liegt die Obergrenze jedoch bei 100 Gramm Cannabisblüten pro Monat. Dies entspricht der Maximalmenge, die laut der Arzneimittel-Richtlinie in Deutschland für chronisch Kranke verordnet werden kann. Die genaue Menge, die ein Patient erhält, wird individuell festgelegt und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. dem Schweregrad der Erkrankung und der Verträglichkeit. Ärzt:innen beginnen in der Regel mit einer niedrigen Dosis und passen diese schrittweise an, um Nebenwirkungen zu minimieren und die bestmögliche Wirkung zu erzielen.
Stand 2024: Kann jeder Arzt Cannabis verschreiben?
In Deutschland können Ärzt:innen aller Fachrichtungen Cannabis als Medizin verschreiben – mit Ausnahme von Zahnärzt:innen und Tierärzt:innen.