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Der Entourage-Effekt bei Cannabis

Der Entourage-Effekt bei Cannabis

Kurz gesagt: Der Entourage-Effekt beschreibt die Idee, dass Cannabis stärker wirkt, wenn man es in seiner Ganzheit nutzt. Also nicht nur die bekannten Einzelstoffe THC oder CBD, sondern auch die vielen anderen Inhaltsstoffe in der Hanfpflanze, etwa Terpene und Flavonoide. Man könnte sagen: Nicht der Solist, sondern das Orchester macht die Musik erst besonders. Jeder Stoff hat seine eigene Stimme, doch erst im Zusammenspiel entsteht die volle Wirkung. Die Hoffnung dahinter: Durch diese „Teamarbeit“ könnte Cannabis vielseitiger, verträglicher und wirksamer sein als die isolierten Substanzen allein. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, ist allerdings noch offen. Die Forschung steht erst am Anfang.

Was steckt hinter dem Entourage-Effekt?

Bekannt wurde das Phänomen Entourage-Effekt Ende der 1990er-Jahre durch den israelischen Chemiker Raphael Mechoulam. In einer Forschungsarbeit beschrieb sein Team, dass eigentlich unscheinbare, für sich genommen inaktive Moleküle die Wirkung eines aktiven Endocannabinoids verstärken konnten.

Daraus entstand eine Hypothese, die bis heute Debatten prägt: Cannabis wirkt nicht nur durch seine Hauptakteure – THC, das psychoaktive Molekül, und CBD, den nicht berauschenden Gegenspieler –, sondern durch das Zusammenspiel einer ganzen chemischen Gemeinschaft.

Die Pflanze ist nämlich weit mehr als diese beiden Substanzen. Sie produziert über 500 verschiedene Inhaltsstoffe: Cannabinoide in all ihren Varianten, aber auch Terpene, die bislang vor allem für Geruch und Aroma bekannt waren, und Flavonoide.

Die Idee des Entourage-Effekts lautet: Im Zusammenspiel können sie mehr, als jedes für sich allein. Manche Forschenden vergleichen das mit einem Orchester. THC wäre vielleicht die erste Geige, CBD das Cello. Doch erst die übrigen Instrumente – die anderen Cannabinoide, Terpene und Flavonoide – bringen die Musik in ihrer ganzen Tiefe hervor. Manchmal verstärken sie einander, manchmal dämpfen sie sich ab, manchmal entsteht eine neue Klangfarbe, die vorher nicht hörbar war.

Damit war der Entourage-Effekt weniger eine einzelne Entdeckung als vielmehr ein neues Deutungsangebot: Cannabis nicht länger als Summe isolierbarer Moleküle zu sehen, sondern als System aus Wechselwirkungen, das sich nur im Zusammenspiel erschließt. Ein Gedanke, der bis heute Forschende und Ärzt:innen inspiriert – und zugleich Skepsis hervorruft, weil er schwer messbar bleibt.

Infografik zum Entourage-Effekt bei Cannabis: Die wichtigsten Inhaltsstoff-Gruppen – Cannabinoide, Terpene und Flavonoide – dargestellt mit Icons und kurzen Beschreibungen. Verdeutlicht wird, dass Cannabis mehr ist als THC oder CBD und viele Stoffe gemeinsam wirken können.

Mehr als THC und CBD: Diese Inhaltsstoffe findet man in der Cannabispflanze

Cannabinoide

Cannabinoide sind die bekanntesten Wirkstoffe der Pflanze. Über 140 Varianten wurden bislang identifiziert. Am bekanntesten sind THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol), das psychoaktive Molekül, und CBD (Cannabidiol), das nicht berauschend wirkt, aber potenziell angstlösend und entzündungshemmend sein könnte. Daneben gibt es weitere interessante Vertreter: CBG (Cannabigerol), das als „Mutter“ vieler anderer Cannabinoide gilt, CBC (Cannabichromen) mit entzündungshemmendem Potenzial oder CBN (Cannabinol), das beim Abbau von THC entsteht und eher sedierend wirken könnte.

Terpene

Terpene sind flüchtige Aromastoffe, die für den charakteristischen Geruch von Cannabis verantwortlich sind – von Zitrusnoten (Limonen) bis hin zu erdig-harzigen Tönen (Myrcen). Manche Terpene werden in der Forschung mit möglichen biologischen Effekten in Verbindung gebracht: Linalool etwa mit potenziell beruhigenden Eigenschaften, β-Caryophyllen mit möglicherweise entzündungshemmenden Ansätzen, Limonen mit möglichen energetisierenden Effekten auf den Körper. Ob und wie stark diese Terpene tatsächlich zur Wirkung von Cannabis beitragen, ist jedoch noch unklar.

Tipp: Mehr zum Thema erfährst du in unserem Artikel "Cannabis-Terpene: Dein Guide durch die duftenden Moleküle".

Flavonoide

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Gewächsen vorkommen. Sie sind oft für Farbe und Schutzfunktionen verantwortlich. In Cannabis gibt es eigene Untergruppen wie die sogenannten Cannaflavine A, B und C. In Untersuchungen wurden ihnen entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Ob sich diese Beobachtungen auf den Menschen übertragen lassen, ist bislang offen.

Warum sprechen Forschende von isoliertem CBD und THC, wenn die Cannabisblüte doch ein Ganzes ist?

In einer natürlichen Cannabisblüte kommen Cannabinoide, Terpene und Flavonoide gemeinsam vor. In der Forschung und Medizin arbeitet man aber oft mit isolierten Substanzen wie reinem THC oder reinem CBD, um ihre Wirkung gezielt zu untersuchen oder Medikamente mit gleichbleibender Dosierung herzustellen. Vollspektrum-Produkte sind Cannabispräparate mit möglichst vielen Komponenten einer Cannabispflanze, nicht nur Extrakte mit einzeln isolierten Molekülen.

Das sagt die Wissenschaft zum Entourage-Effekt

Obwohl der Entourage-Effekt unter Cannabis-Patient:innen und -Nutzenden in aller Munde ist: Die Forschung tastet sich an die Hypothese erst heran. Hinweise gibt es, Beweise noch nicht.

Einige Studien legen nahe, dass Vollspektrum-Extrakte Vorteile haben könnten. So könnte CBD in Kombination mit anderen Pflanzenstoffen seine Wirkung teilweise schon in niedrigeren Dosen entfalten, als wenn es isoliert gegeben wird. In einer kleinen klinischen Untersuchung genügte ein CBD-reiches Vollspektrum-Extrakt mit 30 Milligramm pro Tag, um Angstzustände zu lindern, während reines CBD dafür eine vielfach höhere Dosis erforderte.

Kritik am Konzept

Doch zugleich bleibt die Datenlage brüchig. Viele Ergebnisse stammen aus Tiermodellen oder aus Laborstudien, deren Übertragbarkeit auf den Menschen fraglich ist. Klinische Studien sind klein, methodisch uneinheitlich, oft widersprüchlich. Manche Beobachtungen deuten sogar auf das Gegenteil hin: Kombinationen können sich gegenseitig neutralisieren oder Nebenwirkungen verstärken. Forschende sprechen dann vom „Contra-Entourage-Effekt“.

So bleibt der Begriff Entourage-Effekt ein Etikett, das vieles verspricht und noch wenig halten kann. Aus wissenschaftlicher Sicht ist er weniger eine erwiesene Tatsache als eine offene Hypothese.

Chancen für die Medizin

Und doch: Gerade in dieser Offenheit liegt ein Versprechen. Denn die Medizin sucht dringend nach Alternativen für Patient:innen, die auf klassische Therapien nicht ansprechen oder deren Nebenwirkungen schwer wiegen. Erste Studienergebnisse zeigen, dass medizinisches Cannabis in seiner Gänze hier eine Option sein könnte.

  • Psychiatrie: Bei Depressionen, Angststörungen und bipolaren Erkrankungen deuten Tierstudien und erste klinische Daten darauf hin, dass Kombinationen aus CBD und Terpenen Symptome lindern könnten.
  • Schmerztherapie: Eine Studie zeigt: Das zugelassene Präparat Sativex®, eine Mischung aus THC und CBD, zeigt, dass Mischungen klinisch wirksam sein können – auch wenn der Mechanismus nicht vollständig verstanden wird.
  • Entzündungen: Untersuchungen zeigen: Terpene und Flavonoide besitzen entzündungshemmende Eigenschaften. Sie könnten die Effekte von Cannabinoiden ergänzen und für chronisch-entzündliche Erkrankungen interessant werden.

Noch aber ist vieles Theorie. Laborversuche, Tiermodelle, erste kleine Studien – mehr nicht. Damit Cannabispräparate stärker Eingang in die konventionelle Medizin finden, braucht es klare Standards, robuste klinische Untersuchungen und präzisere Definitionen. Erst dann lässt sich beantworten, ob der Entourage-Effekt mehr ist als ein schönes Bild – vielleicht der Auftakt für eine neue Art von Medizin.

FAQ

Entourage-Effekt vs. Terpen-Entourage-Effekt – gibt es einen Unterschied?

  • Der Entourage-Effekt bezeichnet allgemein die Idee, dass die vielen Inhaltsstoffe von Cannabis – Cannabinoide, Terpene, Flavonoide und andere Moleküle – gemeinsam stärker oder anders wirken als isolierte Einzelstoffe.
  • Vom Terpen-Entourage-Effekt spricht man, wenn speziell die Rolle der Terpene betont wird: Sie könnten die Wirkung von Cannabinoiden wie THC oder CBD verändern.

Kurz gesagt: Der Entourage-Effekt umfasst das ganze Zusammenspiel der Pflanzenstoffe, während der Terpen-Entourage-Effekt nur den Teilaspekt beschreibt, wie Terpene daran beteiligt sein könnten.

Was ist der Unterschied zwischen Cannabinoiden und Terpenen?

Cannabinoide sind spezielle Wirkstoffe der Cannabispflanze, die direkt am körpereigenen Endocannabinoid-System ansetzen können – bekannt sind vor allem THC und CBD. Terpene dagegen sind vor allem Aromastoffe, die den typischen Geruch und Geschmack der Pflanze prägen. Sie könnten zusätzlich biologische Effekte haben, sind aber chemisch und funktional anders aufgebaut als Cannabinoide. Mehr dazu findest du in unserem Guide zu Cannabis-Terpenen.

Was bedeutet "Strongest Entourage"?

Der Begriff „Strongest Entourage“ ist kein wissenschaftlicher Fachausdruck, sondern stammt vor allem aus dem Marketing. Gemeint ist meist ein Cannabisprodukt, das besonders viele Inhaltsstoffe wie Cannabinoide, Terpene und Flavonoide enthält und dadurch ein „starkes“ Zusammenspiel verspricht. Ob ein solches Profil tatsächlich wirksamer ist, ist wissenschaftlich bisher nicht belegt.

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